UNTERWELT

Karl-Heinz Rettig

Wer in Northeim echtes Mittelalter erleben will, muss den Sachen auf den Grund gehen. Hier ist das Mittelalter wirklich finster: Unter vielen Häusern verbergen sich uralte Keller. Sie tragen Häuser, die oft erst nach dem verheerenden Stadtbrand von 1832 erbaut wurden. Alte Fundamente für neuere Bauten. Wir haben drei ganz verschiedene Keller in Northeim besucht:

BRAUEREIKELLER

Vor vierzig Jahren wurde in Northeim der städtische Zapfhahn zum letzten Mal geschlossen. Das Ende der Brauerei war gleichzeitig das Ende einer langen Brautradition, die 1739 begann. Zuletzt wurden 46.000 Hektoliter pro Jahr gebraut. Gutes Bier will kühl gelagert werden und so bauten die Northeimer gewaltige Gewölbekeller in ihre Wallanlagen. Die Brauerei ist Geschichte, aber die Keller sind noch da.

Direkt neben dem Theater der Nacht verstecken sich die Bierkeller heute hinter schweren Türen. Bis zu 160 Quadratmeter Grundfläche haben die einzelnen Räume. Ein Gewirr von Gängen verbindet die ehemaligen Lager. Manche Räume stammen noch aus dem 15. Jahrhundert. Sie waren Teil eines der Northeimer Stadttore. Ihr grobes Bruchsteinmauerwerk hebt sich klar von den neueren Gewölben ab. Tradition und Geschichte kommen an diesem Ort zusammen.

Die „Katakomben“ sind für die Öffentlichkeit geschlossen. Wo zwischenzeitlich sogar eine Champignonzucht beheimatet war, herrscht jetzt die Finsternis. Nur durch eine Tür vom Jugendzentrum getrennt, ist hier Stille eingekehrt. Zu speziellen Anlässen fällt aber auch Licht ins Dunkel: beim Denkmalkunstfestival werden die gewaltigen Hallen zu Erlebnis- und Ausstellungsräumen. Eine thematische Stadtführung führt die Geschichte dieses Ortes ins Rampenlicht. Verborgene Schätze warten hier auf ihre Entdeckung.

St. SPIRITUS

Glitzernde Schätze finden sich aber auch am anderen Ende der Altstadt. Im ehemaligen gotischen Hospital lohnt sich der Abstieg in den kleinen Keller. Hier lagert unter dem Museum einer der größten Silberschätze Deutschlands. Im Dezember 1991 fand man bei Arbeiten an einer Gasleitung im kleinen Ort Höckelheim einen Krug voller Silbermünzen. In direkter Nachbarschaft zu Northeim waren hier hunderte von Geldstücken und zwei Silberbarren vergraben worden. Im ehemaligen Kohlenkeller unter St. Spiritus hat dieser bedeutende Fund nun einen würdigen Platz gefunden. Besucher können hier die Münzen und ihre Geschichte bestaunen und den Zauber eines besonderen Orts fühlen.

RATSAPOTHEKE

Altes Haus und ganz alter Keller: Das passt perfekt auf die Ratsapotheke mitten in Northeim. Wer sich die Mühe macht die niedrigen Treppen hinabzusteigen setzt den Fuß direkt ins Mittelalter. Uralte Tonnengewölbe schaffen hier niedrige und geheimnisvolle Räume. Pragmatisch wie die Northeimer schon immer waren behielt man die Keller bei nachdem das Haus darüber 1832 abgebrannt war. Seit 1883 ist das Haus durchgehend in Familienbesitz. Wer hier seine Medikamente kauft läuft also über ganz alten Boden.

 

Stadtführungen in Northeim:

Tourist-Information im Reddersen-Haus

Am Münster 6 | 37154 Northeim

Tel: 05551 / 91 30 66

Fax: 05551 / 91 30 67

E-Mail: info@northeim-touristik.de

www.northeim-touristik.de

 


Fotos, Video, Text: Stefan Sobotta